Andiamo al mare
Prada Prada - Numero Due
Es gibt eine angenehme Rechnung, um sich in Florenz mit zehn Euro täglichem Budget über Wasser zu halten: Zwei Caffè und zwei Cornetto in der Cafeteria und einmal den günstigsten Aperitivo der Stadt – voilà, dieci euro per favore. Doch es kommt immer wieder zu unerwarteten Zwischenfällen. Plötzlich hängt da der Traum eines roten Ledermantels und fragt nach dir, Personen die du gerne näher kennen lernen würdest gehen aus und investieren mit Freude zehn Euro in ein einziges Getränk. In den Ferien ist niemand in der Stadt geblieben, also entschließt du dich zu einer spontanen Landpartie an den Strand, Strandpartie. Du sitzt im Zug, machst verschwommene Landschaftsbilder der Mittelmeer-Zypressen, liest ab und an in dem schönsten Buch der Welt und hoffst, dass der lila Nagellack mit dem sich die aufgeregten Schülerinnen gegenüber ihre Fingernägel lackieren nicht in der nächsten Kurve auf dein Lieblingskleid fällt, weil du dann auf jeden Fall beginnen würdest zu weinen, und das an einem so schönen Tag. Du bestaunst die Berge, die sich hinter der endlosen Hotel-Area auftun, legst dich in den Sand, liest ein bisschen, schläfst ein bisschen, bekommst einen schlimmen Sonnenbrand, kaufst dir ein Stück Pizza und fährst wieder zurück, durch das toskanische Grün. Che bello!
Ciao Viareggio, grazie per tutto!
Oder aber du kommst nach einem zweiwöchigen Strandurlaub nachhause, öffnest deine Koffer und fragst dich, ob du für vierzehn Tage kurzzeitig deine Geschmacksknospen ausgetauscht hattest, mit einer Person, die dringend eine gebatikte Tunika brauchte, oder ein transparentes Bandeautop, oder glitzernde Schläppchen mit Bastrand. Das Phänomen urlaubsbedingter Fehlkäufe – der spanische Strand verlangte danach, die U8 zeigt sich unangenehm berührt, versteht nicht. Du selbst verstehst auch nicht mehr. Handelt es sich jedoch nicht um eine Vacanza sondern einen Standortwechsel, möglicherweise Richtung italienische Kulturhochburg, solltest du dem Verlangen der Fremde nachgeben, unbedingt. Ein Land, in dem Miuccia und Donatella zuhause sind, kann nicht wirklich falsch liegen. Seit ich in Florenz lebe, habe ich ein Mal spontan einen Freudenschrei ausgestoßen, so laut, dass der Uber Eats-Kurier hinter mir zusammen gezuckt ist. Falls du dich fragst, das passierte nicht, als ich die unerwartete Zusage für ein Zimmer bekommen hatte, das ohne Witz bezahlbar ist und im Zentrum liegt. Nein, ich war mit meiner Amica auf dem Weg von Aperitivo zu Gelato – denn was sonst wäre hier zu tun – als ich in dem Schaufenster eines etwas fertigen Friseursalons die fast exakte Kopie eines Prada Satin Headbands entdeckt habe. Ein rosa Haarreif versüßte mir den Tag mehr als zwei Kugeln italienisches Eis deluxe und das, nachdem ich den gesamten Winter in zwei löchrigen Rollkragenpullovern verbracht hatte. Grazie an Miuccia, Grazie an Firenze. Grazie an den ukrainischen Vogue-Stipendiaten, der mir in der Schule “You look so Prada today, I love it” zurief.
Still-life des enormen Prada-Fundus’ der Autorin
Ich sehe so Prada aus und das mit Sonnenbrand, ich Fuchs.